MUSEALE IKONE MIT DER KREUZIGUNG CHRISTI
DIONISIUS 1440 - 1502 (Umkreis)
MUSEALE IKONE MIT DER KREUZIGUNG CHRISTI
Russland, Moskauer Schule, um 1500
Holztafel mit einer Rückseiten-Querleiste. Eitempera auf Kreidegrund, Nimben und Hintergrund vergoldet. 51 x 34 cm (ohne Rahmen). In der vertikalen Mittelachse hängt der tote Leib Christi im Kreuz. Links von ihm stehen die trauernde Gottesmutter und Maria Magdalena, rechts von ihm Johannes, der seine Hand in Trauer an seine Wange gelegt hat, und Longinus mit Brustpanzer und Schild. Unter dem Kreuz erscheint der Schädel Adams. Im Hintergrund schließt die Stadtmauer Jerusalems die Komposition ab. Min. rest.
Stilistisch schließt sich diese Kreuzigung an die Arbeit von Dionisius an, der er 1500 für das Kloster Pavlp-Obnorski schuf und die sich heute in der Tretjakow Galerie in Moskau befindet. Dionisius war einer der führenden Ikonenmaler der Moskauer Schule an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert. Sein Stil wird manchmal auch als 'Moskauer Manierismus' bezeichnet. Die erste wichtige Auftragsarbeit von Dionisius war eine Reihe von Ikonen für die Kathedrale im Moskauer Kreml, die 1481 ausgeführt wurden. Zu seinen Auftraggebern zählte u.a. Joseph von Wolokolamsk, der bei ihm mehr als achtzig Ikonen, vor allem für Joseph-Wolokolamsk und Pavel-Obnorsk, bestellte. Die Ikone mit der Kreuzigung stammt aus der Festtagsreihe der Ikonostase der Kathedrale des Trinität-Klosters in der Nähe von Wologda. Bilder von Christi Tod am Kreuz in der byzantinischen und alten russischen Kunst wurden in der Regel durch eine besondere Zurückhaltung bei der Übertragung des Leidens des Retters und die tragischen Erfahrungen der Zeugen seiner Hinrichtung gekennzeichnet. Christus, dessen Körper in einer eleganten Kurve gezeigt wird, scheint körperlos am Kreuz zu schweben. Der Fokus richtet sich eben nicht auf sein körperliches Leiden, sondern seine Funktion als Erretter der Menschheit, seine kommende Auferstehung und seinen Sieg über den Tod, der den Weg zum ewigen Leben öffnet. Diese ikonographische Umsetzung der Kreuzigung bezeugt, dass Dionysius nicht nur mit dem kreativen Erbe von Andrei Rublev, sondern auch mit dem Kreis der modernen theologischen Ideen vertraut war.
Literatur: Ausstellungskatalog: Uit Noord-Rusland Ikonen uit Nederlands bezit, Zwolle 1992, Kat. U-75.